Armando A. Simon-Thielen
Der Baum
Hoch ragt er aus der Erde Schoß
mit Lieb` in seinem Herzen groß.
Wächst wolkennah,
zu seh`n des Schöpfers milde
Huld,
in sich zu spür`n des Himmels Gnadengold.
„Schließt sich des Jahrestages Kreis -
wie klingt so nah` der Hoffnung Weis`.
Oh,
wie die Zeit mir mag doch geben
die Freud` an meiner Kinder Leben!"
Der Wind kommt täglich, ihn zu wiegen,
an Laub und Zweigen sich
zu schmiegen.
Er flüstert von des Lebens Kraft,
wie`s sich erfreut und neue erschafft.
Sie singt ihm Lieder ewig schön,
lässt
Trauer ihn und Tränen seh`n.
Sie zeigt ihm Licht in tiefster Nacht,
ein Feuer -
von seines Engels Hand in Lieb` entfacht.
Die Flamme,
sie verzehrt ihn nicht,
ist`s doch des Engels Augenlicht.
Auch in der Dunkelheiten Grund
führt sie sein Leben Stund` um Stund`.
Der Elfenstern
(Hoffnung für neues Leben)
Siehst Du den Elfenstern am Himmelszelte strahlen?
Du trugst ihn warm und mit Bangen
-
an neue Wege sollt` er Dich gemahnen.
Konnt`st Neues froh mit ihm erlangen.
Siehst Du den Elfenstern am Himmelszelte strahlen?
Er
leuchtet tief in dein Herz hinein,
wird deine Seele weiter tragen,
wenn dein Auge lang wird gesunken sein.
Siehst du den Elfenstern
am Himmelszelte strahlen?
Hoffnung gibt er dir dein Leben lang,
freut sich deiner Welt des Mutes und voller Glück.
Weicht nicht von deiner
Seite auch nur ein Stück.
Siehst du den Elfenstern am Himmelszelte strahlen?
Wie ist euer Leuchten füreinander so rein.
Wird dir
an vielen Wegemalen
dein Zeichen der Ewigkeit sein.
Herbstglück
Wie ungestüm im mutigen Wind die Blätter von den Bäumen segeln!
Sie flattern ihrem Ziel frohgemut und leicht entgegen.
Es
ist ihr ihnen zugedachtes Ende.
Sie feiern ihr alljährlich buntes Himmel-zu Erde-Fliegen-Fest.
Wenn sie danach ins Moos sich schmiegen,
erwarten
sie den wundersamen Regen.
Er hält sie in seiner Tropfen weichen Händen,
damit das zarte ew`ge Grün sie nimmer aus den Schößen lässt.
Sie
folgen voller Glück der Natur, ihrer Mutter, Segen.
Die Bäume rütteln sich und knarren
all ihr dürres Geäst weg von den lebendigen
Zweigen.
Dann recken sie die Kronen und strecken sich
hin zu seid`nen zarten Nebeldecken.
Sie flüstern ihren Adern Schlafgesänge zu.
Denn
in des nahen Winters Schnee
soll das lebendig Wachsende in ihnen schweigen.
Sie schwingen ihre Äste,
ihr Stamm kann mächtig schwanken,
wenn
sie die Krähenschwärme necken.
Das Krächzen gibt den hohen Herren keine Ruh`.
Des Windes Singsangrauschen um sie herum
lässt den Wandrer
in seinem Sinnen
jäh verharren.
So achtet es auf jeden Zeitemaugenblick.
Was er erhascht – ihm ist er hinderlich,
entschwindet und
entwindet sich.
Dennoch bewahrt er`s erinnerlich.
Bleibendes auf Erden, das ist rar,
wofür es auch immer prächtig war,
ob`s Böses
oder Gutes einst gebar.
Der Herbst, er wechselt sein Gesicht,
er zeigt: nichts bleibet ewiglich.
Es wiegen sich die Bäume im fahlen Licht.
Sie
wissen: kein einzig Blatt und kein verdorrtes Holz
findet je zu ihnen hin zurück.
Es schwebt Herr Herbst würdig dahin,
verwandelt
Baum und Menschen hoffnungsfroh.
Sein Hauch verzaubert und umhüllt,
versiegelt alles Leben.
Bewahrt das ewig blühend Bild
von Wachstum
und von Kraft.
So will ich loben mit sel`gem Herzensbeben
da in ihm schlummernd die Zeit sich neu erschafft.
Sein buntes Feuer leuchtet
dafür lichterloh.
Orangenduft
Apfelsinengelb findet den Pfad in meine Augen
Hat der Duft zuvor schon meine Nase erreicht -
Konnte sich auf meinen
Synapsen tief eingrabend festsaugen,
und meinen ersehnenden Blick für das Leuchten öffnen so leicht?
Zu sich hin lockt mich die
lebenssaftige Frucht,
bereit, für mich ihr Dasein zweckbedingt zu beenden..
Ist`s mein Genuss, der sie unweigerlich drängend sucht?
Wird
sie ihn stillen können aus meinen mit ihr gefüllten Händen?
Süße und Aromen füllen meinen Mund,
bringen Ruhe meinem Hunger nach
Leben und Glück.
Leiten dahin meine Freude, wo sie sein will gesund,
geben ihr Lust und Seligkeit ein Stück.
Wie sich meine Lider
strecken nach der Liebsten Mund,!
Wie meine Worte laut das Nicht-Sterben-Wollen anstimmen!
Mit mir Endlichem soll sie leben im ewigen
Wiesengrund.
Sie mögen hallen im Äther mit meinem-ihrem endlosen Klingen.
Welcher Sinn ruft mein Leben zum Aufmerksam-Sein?
Was ist mir
bleibende Beachtung wert?
Was lässt mein Herz Erinnerndes zu sich ein?
Wer hat bei ihm bittend-fordernd Einlass begehrt?
Der Ewigkeit
Ruf hör` ich, der mich nicht ruhen lässt.
Es ist des Weltsinns unstetes Suchen-Finden.
Wer hält mich am Rande des Todesschlundes
fest?
Wer rettet mich, wenn mein Fallen kann sein Ende nicht ergründen?
Könnt` ich doch aus mir heraus weit weg entflieh`n!
Zum
ruhenden Stein werden am Rande des sich stürzenden Wasserfalls.
Sehen würde ich zu seiner tosend-brausenden Flut dorthin
und ruhig warten
auf die Stunde des mitstürzenden Widerhalls.
Doch ich wandere, vorwärts mich tastend auf meinem Pfad mit gestammelter Pflicht,
sorge
mich um die mir begegnenden mittrauernden Seelen.
Singe ein Lied von beendender Hoffnung, die alternd zerbricht.
Wie mag ich die Sehnsucht
nach ihr denn auch verhehlen?
Ob froh oder voll Trauer Leben kommt und vergeht,
zerrinnen wird es, auch Stille wird danach nicht
mehr sein.
Wer bewahrt uns und was in uns ewig besteht?
Im unser Erinnern derer nach uns bleiben wir nicht allein.
Apfelsinengelber
Orangenduft umweht meine erwachten Sinne.
Sie suchen tränenschwermütig der Geliebten leichte Hand.
Beim Duft-Luft-Holen halten Magen,
Hirn und Herz inne.
Sie malte goldene Ringe auf meine Lieder aus unserem nah-fernen Land
Vogelschwärme
Zum Herbst die Vogelschwärme zieh`n – es ruft sie in den Süden.
Wer gab euch diesen weisen Rat, so weit von uns
zu flieh`n?
Du gingest so weit weg von mir,
frugst nicht, was das mir tat.
Du suchtest nach so fernen Blüten,
nichts blieb mehr hier von
dir.
An meinem Bett kein Bild von dir,
in mir kein hoffend Weinen schrill,
du mögest bleiben doch nur hier,
mein ängstlich Zittern
machen still.
Würd` schau`n ich in die Augen dein,
und bräuchte nicht „Vergiss nicht mein“.
Könnt` deine Lieb` doch bei mir sein!
Und
wie du zäunst mein Denken ein,
bestimmest meinen Radius,
machst meine Welt so eng und klein,
und gibst mir keinen Kuss.
Hast du mich bei
der Hand genommen -
wann wird die deine wieder kommen?
Bist mein rätselhafter Stern.,
bleibst bei mir nicht gern.
Sah ich dich,
warst du allein.
Wollte keiner bei dir sein?
Gibt es einen Mann,
der dich lieben kann?
Entstand ich dir denn ohne ihn?
Und wenn nicht,
wo ist er hin?
Ist er fort aus deinem Sinn?
Nahm er mit sich deine Lieb`,
die dich von mir trieb?
Hast mich schließlich doch genommen,
konnte
aus der Eng` entkommen.
Endlich atmete ich frei,
und du warst dabei.
Konnte jemand „Vater“ nennen,
sollte einen Namen kennen.
Den meinen
durfte ich nicht seh`n.
Woillt` an seiner Hand doch geh`n!
Ist bis heute mir verborgen,
kommt nicht morgen.
Blicktest hell, doch
batst du mich:
„Frag doch bitte nicht!“
Konnt` nun deine Augen seh`n,
und sie waren voller Fleh`n.
übergroß war deine Macht,
hat
mein Fragen stumm gemacht.
Und so schweigest du für immer!
Welchen Trost findet mein Kummer?
Kann er mich befrei`n?
Werd` nun auf dem
Wege sein
und suchen ihn den Vater mein.
Die Mistel winkt und ruft:
„Stell dich hierher unter mich!
Ich gebe dir ein Antlitz zart.
Du
findest darin einen Traum,
Leidenschaft mit Lieb` gepaart,
Menschen unter meinem Baum.
Ich zeig` dir, den du lang gesucht.
Und siehst
du nun in ein Gesicht?
So schau` ich unter Liebeszweigen
meines Herzens lang` Begehr`.
Die Blätter mit dem stillen Schweigen,
sie
ruhen auf mir schwer.
Werden sie mein Schicksal sühnen?
Ich blicke auf – zum Abschied wink` ich ihnen.
So geh` ich hin in meiner Welt.
Ist
mir das Suchen zugesellt?
Ist mir des Findens Glück beschieden,
zu ruh`n an einem Ort mit Frieden?
Der Zug der Zeit
Er fliegt dahin der Zug der Zeit
und zögert nicht.
„Du willst dich mir entheben?
Gedenk` der Herzenslieben!
Ihr
hoffend frohes Beben
ruft stets nach deinem Leben.“
So seine Stimme spricht.
Es nagt an dir der Zahn der Zeit
und schmerzt dich
sehr.
Doch dein Gebein sich streckt,
es hat dein Hoffen bald entdeckt -
und nach der Ewigkeit sich reckt,
den höchsten Wunsch in dir erweckt,
dass
dein Erinnern sich bewähr`.
Es schwankt das Blatt im Winde
hin und her.
Ein Spinnennetz lässt`s nicht mehr los.
So wieget
sich`s allein und bloß,
gebettet wie auf weichem Moos,
schläft in des Mondes Silberschoß
und trägt an Träumen schwer.
Es hält
ein Wort dich auf der Welt
mit inn`ger Kraft.
Du fragst es nach dem Sinn.
Da tritt es vor dich hin:
„Erkenne, was ich für dich bin!
Sind
wir wohl ein Gewinn,
der Hoffnung schafft?“
Es fällt die Träne schmerzerblindend
vor dir nieder.
Sie trifft die Saat in dunklem
Grab,
bricht sie auf, bringt Kraft hinab.
In sich bewegt das Korn sich labt,
himmelerinnernd – welch` eine Gab`!
Gibt dir dein Schauen
wieder.
Es kommt zu Tag der Quelle Leben,
verweilet nicht,
dass nun dein Weinen und Geschrei
oh, nicht mehr dein Gefängnis sei,
des
Herzens Bangen bald befrei`.
Da weitet`s seine Wüstenei
zum Garten voller Frücht`.
Es sind gefällt die Händ` des Glücks
bis
oben an.
In einer liegt des Abgrund`s End`-
es harret fristlos dich ersehnend.
Die andere zeiget dir behänd`
dich mit sich lockend
die
Tür zum Licht hinan.
Es schauen auf die Augen dein
zu Sonne hin.
Sie senkt sich ein in dich,
und Strahl und Farben treffen sich.
Sie
wärmen Arm, Haut wie Gesicht
und drängen bis zum Seelenlicht,
sind jeden Tag dein Neubeginn.
Doch dich versöhnen wird allein
des
einen Sternes Schein,
den du anheftest an dein Zelt.
Nicht findest du ihn in der Welt.
Nur dich hat er sich auserwählt.
Seid euch auf
immer zugesellt.
Sein Haus ist nun dein Heim.
Es blinken tausend Sterne
aus den Leoniden.
Geschöpfe schauen dort hinauf,
bestaunen
ihrer Linien Lauf.
Lilienknospen brechen auf -
selig Antlitz strahlt heraus:
in ihm sie sehen Frieden
Dein Buch
Wenn Deine Stimme ruft nach mir,
dann öffnet sich ein Buch in mir.
Du schreibst dieses Buch für Dich,
lehrst mich denken
nicht an mich.
Bilder sind`s von Dir allein.
Nicht von mir sollen sie sein.
Lehren mich, Dich zu versteh`n,
von Deinen von mir abzuseh`n
Worte
sind darin zu hören,
sind Dein YouTube – nie verloren,
lehren meine Worte steh`n -
neben deinen -
und nicht vergeh`n.
Ist mein Engelbuch
von Dir,
werd` es nie verlegen.
Halt` es wie die Brustwehr mir,
will es immer pflegen.
Bist Du weit, spür` ich in mir
Deine Größe
brummen.
Bist Du weg, kling` ich in mir:
„Wann wird er wieder kommen?“
Ach, Dein Weg wird nicht der meine -
schön ist`s beieinander.
Trägst
in Dir ein Buch -
das meine?
Hoffnung steht dahinter.